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In den Gebieten des Harburger Binnenhafens wird seit ca. 25 Jahren durch Konversion und Erneuerung eine beachtliche Vielfalt erhalten und neu entwickelt - das gilt sowohl in architektonischer als auch in programmatischer Hinsicht.
Das Projekt des Hamburg Innovation Port, HIP, profitiert von dieser Strategie und von seiner hervorragenden Lage direkt am Ziegelwiesenkanal. Als Teil von 'Channel Hamburg' und als breitgefächertes Angebot für einen Innovationsstandort wird HIP ein weiterer, wichtiger Baustein für die Entwicklung des Bezirks Harburg sein.

Referenz Hafen
Die Bebauung in Hafengebieten weist teils enorm hohe Dichte auf, die von großmaß-stäblichen Volumen und von kombinierten oder aus mehreren Teilen zusammengesetzten Gebäuden erzeugt wird. Ebenso werden oft vielfältige Nutzungen zu einem Hybrid-Gebäude oder Gebäudekomplex vereint, was eine Landschaft von sehr abwechlungsreicher Bebauung hervorbringt. Diese Landschaft wird strukturiert durch die Hafenbecken.

 

Die offenen, weiten Wasserflächen legen angemessene Zäsuren zwischen die Bebauung und erzeugen die lokale Masstäblichkeit.
Die Lage des HIP in einem solchen Hafengebiet bietet eine sehr charakteristische Atmosphäre, sowie eine klare Addressierung des Projekts sowohl von der Stadtseite als auch von der Wasserseite her. Der Ziegelwiesenkanal schafft grosszügige Weite und wirkt als Sichtkorridor, der von HIP aus gesehen den Blick Richtung Hamburg City und Hafen freihält.
Unser Entwurfskonzept für HIP bezieht sich auf diesen speziellen Charakter und bietet eine Interpretation der Hafenbebauung mittels einer Gebäudestruktur, die auf das vielseitige Programm und die Erfordernisse des Innovationscenters zugeschnitten ist.

 

 

 

Konzept Campus - Organisation
Die Gebäude werden in vier zum Hafenbecken ausgerichteten Streifen organisiert. Diese Anordnung der Baukörper bewirkt hohe Durchlässgikeit von der Blohmstrasse zum Wasser. Die Freiräume zwischen den Zeilen sind im Allgemeinen autofrei als shared space mit unterschiedlichen Themen gestaltet. Die vier Gebäude werden in Anlehnung an die Nachbarschaft 'channel 12 - 15' genannt. Sie sind jeweils aus drei unterschiedlichen, gestapelten Volumen komponiert, nach dem Grundkonzept:
Basis - Mitte - Kopf. Darüber hinaus sind die Gebäude durch Brücken verbunden, was ein besonderes Potential für eine innovative Programmierung darstellt.

 

- die Basis: sie wird gebildet von sehr tiefen Baukörpern mit grosser Geschosshöhe, die an die typischen Lagerhallen erinnern. Hier können Programme mit grossem Platzbedarf, wie z.B. grosse Versuchsanlagen oder ein Auditorium etc. untergebracht werden. Ebenso bieten sie ausreichend Platz für geräumige Eingangsbereiche unterschiedlicher Funktionen und Zugang zu den jeweils zwei Erschliessungskernen. Im UG ist jeweils ein Parkgeschoss vorgesehen, dessen 8,10m Raster über alle Gebäudeteile durchgängige Struktur vorgibt.

- die Mitte: über der Basis liegt mittig ein langgestrecktes Zeilengebäude, welches prinzipiell viergeschossig bis an die Höhenvorgabe des B-Plans heranreicht. Die mittlere Zeile hat je nach Erfordernis eine Standardgebäudetiefe für Büro-, Labor-, oder Kombigrundrisse und ist flexibel einteilbar. Die Dächer dieser mittleren Lage werden für Aufenthalt begrünt.

 

 

- die Köpfe: zusätzliche kürzere Baukörper werden auf diese Zeilen aufgesetzt. Sie sind im versetzten Rhythmus angeordnet, um so die Offenheit der Bebauung zu erhalten und um für jeden der Köpfe optimale Aussicht zu erzielen. Die Köpfe sind durch ein besonderes Geschoss etwas abgesetzt, so dass bei gleichbleibender Konstruktion, die Geschosstiefe variiert werden kann. In dem abgesetzten Geschoss wird jeweils ein besonderes Programm von kollektivem Nutzen vorgeschlagen, wie z.B. Bibliothek, Vortrag, Fitness oder Mensa.

- die Brücken: sie verbinden die Gebäude von 'channel 12-15' jeweils auf dem Dachniveau der mittleren Lage und stellen so einen zusammenhängenden Freiraum für die Benutzer und Gäste des HIP her.

 

 

 

 

Je nach Programm können die Brücken als geschlossene Röhren konzipiert werden und dann auf zwei Geschossen eine Verbindung herstellen. Dadurch können Programme wie z.B. das Start-Up Center auf alle Gebäude und alle Phasen verteilt und sowohl vertikal als auch horizontal verbunden werden, zu einer neuartig organisierten Einheit.

Am Ende des Ziegelwiesenkanals ist ein weiterer, eigenständiger Baukörper als Solitär im Wasser geplant, der ein Hotel und Kongressfunktionen aufnehmen soll.

Programm Innovation
Somit wird eine lokal verankerte Bebauung vorgeschlagen, die auf einem äusserst flexiblen Grundgerüst basiert - sowohl in der Programmierung und Phasierung des Vorhabens, als auch in der weiteren Festlegung und Ausarbeitung der einzelnen Gebäudeteile - das Konzept ist einstellbar und ‚skalierfähig'. Die hohe Flexibilität der einzelnen Bausteine ermöglicht alle Büro-, Labor- und Kombiformen sowie auch offene Grundrisse und Räume für besondere Funktionen.

 

Darüberhinaus wird dieser räumlich-funktionale Aspekt der Flexibilität durch die Möglichkeit bereichert, durch eine Bandbreite unterschiedlicher Qualitäten oder Kategorien unterschiedliche Nutzergruppen anzusprechen. Z.B. grossräumige ‚Arbeitslofts' oder Werkstätten im Sockel, und im gleichen Bau, ein paar Stockwerke höher High-End und HiTech Büros...

Im Idealfall ergibt sich in allen Gebäuden, und auch in allen Projektphasen, eine vertikale Nachbarschaft unterschiedlicher Nutzungen, welche die innovative Benutzung der Einrichtungen fördert. Der Projektname 'Stacked Campus' leitet sich aus dieser besonderen Anordnung und Vernetzung der unterschiedlichen Gebäudetypen und Programme her.

 

 

 

 

Entwurf
Im konkreten Projekt variieren die Gebäude 'channel 12-15' dieses Grundkonzept:
- channel 12: in der Basis befindet sich das vorgesehene Parkhaus auf 4 niedrigeren Geschossen, welche durch eine ventilationsoffene grüne Fassade umgeben sind. Die mittlere Lage darüber macht den Knick der Grundstücksgrenze, um einen spürbaren Abschluss zur Hochseebrücke zu erreichen. Der Kopfteil kragt aus in Richtung Ziegelwiesenkanal, um die Aussicht zu maximieren.

- channel 13: hier wird die Basis um die bestehende Maschinenhalle von H.C. Hagemann herum- und herangebaut, was die Möglichkeit beinhaltet, die Halle weiter zu nutzen und erst in einer der letzten Realisierungsphasen über deren Einbindung oder Rückbau zu entscheiden. Die Halle wird also optional in den Bau integriert. Dadurch ergibt sich ein ganz eigener Zuschnitt der Räume auf dem Erdgeschoss und ein besonderes Potential für flächenintensive Erfordernisse, u.U. mit Lastenzugang zum Kanal.

 

- channel 14: der footprint des zulässigen Hochhauses liegt in diesem Feld dicht am Ufer des Kanals. Dort wird auf einer ökonomisch sinnvollen Grundfläche ein Turm aus gestapelten Volumen vorgeschlagen. Die Basis von channel 14 soll extra hoch und 1-geschossig sein, während zur Strassen- bzw. Kanalseite kompakte Baukörper den Komplex komplettieren. Die mittlere Lage wird hier als kubisches Volumen dem Turm zugeschlagen.


- channel 15: an der Grundstücksgrenze zum benachbarten Becker Marine Systems sind Basis und Mitte des Baus in einheitlicher Tiefe geplant, für Forschung- oder Laborfunktionen. Der Kopf kragt aus in Richtung der Blohmstrasse um einerseits den Blickkorridor aus channel 14 zu erweitern, andererseits den Campus in der Blohmstrasse sichtbar abzuschliessen.

 

 

 

 

Phasierung
Der Entwurf ist aufgrund der Zeilenstruktur sehr flexibel phasierbar, was u.a. einer Weiter- und Zwischennutzung der Maschinenhalle von H.C. Hagemann entgegenkommt. Das Konzept schlägt vor, die Schallschutzbebauung mit Parkhaus und Büros als erste Phase zu bauen. Infolge können die weiteren Gebäude gebaut werden, zuerst das Herzstück mit dem Turm, dann die Bebauung zum Nachbargrundstück, und zuletzt das Teilstück, in dessen Umgriff die Maschinenhalle liegt. Bis dahin kann die Halle genutzt werden, und die Entscheidung über Rückbau oder Integration in die neue Bebauung erst dann getroffen werden, siehe Diagramm.
Das im Ziegelwiesenkanal platzierte Hotel/Kongressgebäude stellt in jedem Fall eine unabhängige eigene Bauphase dar, die parallel mit anderen oder nach Fertigstellung des Campus realisiert werden kann.

 

 

 

 

 

 

Addresse: Blohmstraße, Hamburg Harburg, Germany
Design Team: Jacob van Rijs, Markus Nagler, Tobias Tonch, Jonathan Schuster, Lisa Bruch
Co-architekt: morePlatz: Johannes Schele, Caro Baumann
Modell: Made by Mistake
Auftraggeber: HC Hagemann Construction Group
Fläche: 70.000 sqm
Projekt Jahr: 2016
Photos: © MVRDV

Visualisierungen: © MVRDV

 

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