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Lebendiges Quartierszentrum
Der Zentrumsbereich von Neu-Hohenschönhausen geht über die Begrenzung des Wettbewerbsgebietes hinaus und setzt sich östlich der Bahntrasse fort. Der S- und Regional-Bahnhof ist das Bindeglied und Gelenk innerhalb des Quartiers, und ermöglicht den Umstieg zwischen den Verkehrsmitteln - Fuss/Fahrrad, ÖPNV oder Auto.

Die Falkenburger Chaussee ist eine starke Hauptachse, die momentan jedoch lediglich Infrastruktur darstellt, obwohl sie das Potential hat, ein starkes Rückgrat für den Stadtteil zu werden. Um dies zu erreichen muss die Chaussee in das städtische Gewebe des Quartiers integriert werden, und die im Gebiet angelegte Funktionstrennung überwinden.


Der Grünzug entlang der Bahn verbindet des Gebiet des Urbanen Zentrums mit den umliegenden Freiräumen und fungiert als Stadtteilpark, der für Erholung und Sport genutzt wird. In diesem Bereich liegen auch viele Bildungs- und Sporteinrichtungen. Der Entwurf stärkt diese Grünverbindung und fügt Sport- und Erholungselemente zu. Auch das KUBIZ liegt an dieser Freiraumachse.

Das Zentrumsgebiet wird in das vorhandene städtische Gewebe eingefügt, in dem durchgängige Wegebeziehungen erhalten und gestärkt werden. Für ein lebendiges Quartier ist eine gute Mischung von Wohnen und Arbeiten essentiell, wobei besonders die Erdgeschosszone für öffentliche Nutzungen aktiviert werden soll, und die oberen Geschosse dem Wohnen dienen. Die kollektiven Funktionen des Wohnens, wie Spielplätze und Fahrradstellplätze werden in und auf den Wohngebäuden vorgesehen. Die Dächer werden wo möglich für Bewohnergärten aktiviert. Die vertikale Mischung trägt bei, die Übergänge von öffentlichen zu privaten Räumen und Nutzungen gut und deutlich zu organisieren.

Die Kernfunktionen (HUB, KUBIZ) mit hoher Frequenz und Bedeutung für das Zentrum werden optimal angeordnet. Das KUBIZ mit seiner sozialen und kulturellen Bedeutung ist hierin ein zentraler Baustein, gleichzeitig liegt es unmittelbar an der grünen Freiraumachse entlang der Bahn und in unmittelbarer Nähe zum Knotenpunkt des Bahnhofs.


 

Es liegt im Schnittpunkt, an dem die Netzwerke des öffentlichen Verkehrs, der Freiräume und die Funktionen des Zentrums zusammenkommen. Das KUBIZ soll einen grossen, öffentlich zugänglichen Dachgarten erhalten, der Gastronomie und Veranstaltungen wie Theater oder Kino ermöglicht.

Die Quartiersgarage / Mobilitätshub liegt optimal angebunden am Eingang des Gebietes. Der ausgezeichneten Lage entsprechend wird das Erdgeschoss weitgehend für Quartiersfunktionen genutzt, und der grösste Teil der Parkplätze in den oberen Geschossen untergebracht. Im EG werden zusätzlich behindertengerechte und 'car-sharing' Stellplätze angeordnet.

Die Kindertagesstätte liegt in direkter Nähe zu den Schulen, jedoch in einer ruhigen und geschützten Lage, die über einen kleinen Park an die Freiraumachse angeschlossen ist. Dort werden auch weitere Sport- und Spielmöglichkeiten vorgeschlagen.

Ein Zentrum - mehrere Charaktere
Das gesamte Gebiet wird charakterisiert durch eine einheitliche, durchgehende Oberfläche aus Natursteinpflaster, die die verschiedenen Gebäude verbindet - das Linden-Center wird so mit dem HUB und dem KUBIZ in einen neuen Zusammenhang eingebunden. Der einheitliche Belag markiert einen allgemeinen Bereich als 'shared-space' und bildet den Rahmen für die Diversität der Bebauung und für unterschiedlich gestaltete öffentliche Räume. So wird eine Reihe verschiedener Charaktere von öffentlichen Räumen entworfen:

Die Falkenburger Chaussee wird zu einer Stadt-Allee. Bebauung entlang der Steigung bietet neue Adressen und Funktionen an der Straße. Zusätzliche Querungsmöglichkeiten für Fußgänger machen die Chaussee als Bestandteil des nutzbaren Straßenraums im Quartier erlebbar. Durch neue Baumpflanzungen erhält die Chaussee einen grüneren, städtischen Charakter.

Die Zentrumsroute von der Zingsterstraße über Prerowerplatz - Brunnenplatz - Kulturplatz am KUBIZ bis zum Bahnhof verbindet aktive und lebendig Platzräume zu einer städtischen Promenade.

 

Der Prerower Platz ist der Stadtplatz. Wir nivellieren die Höhenunterschiede im Platz und installieren eine neue Überdachung, die unterschiedliche Nutzungen und Nutzer zulässt (Konzert, Weihnachtsmarkt, Festspiele, Theater).

Der Brunnenplatz wird ein Wasserplatz mit Platz für Terrassen. Kinder können hier mit den Springbrunnen spielen, während Eltern auf der Terrasse Sonne tanken, und Kinobesucher vor oder nach dem Filmbesuch gastronomische Angebote finden.

Die Wartenbergerstr. führt weiter bis zum KUBIZ und mündet in den Kulturplatz, wo der Haupteingang zum KUBIZ liegt. Die Zentrumsroute führt weiter bis zum überdachten Bahnhofszugang.

Die 'Straße der Fernwärmeleitungen' wird eine ruhige und grüne Straße mit Büros, Entrées von Wohnhäusern und Ateliers. Das Grün steht hier in Pflanztrögen auf halbbefestigten Flächen und kann für Reparaturen an den Leitungen mit einem Gabelstapler einfach bei Seite geräumt werden. Auf halber Strecke dieser Straße springt das Gebäude zurück, sodass ein ruhiger Platz entsteht. Ein perfekter Ort für eine ruhige Terrasse in der Sonne.

 

Die Falkenberger Chaussee_Süd wird eine angenehme und ruhige Wohnstraße mit ebenerdigen Eingängen. An der Ecke mit der Wartenbergerstr., am Übergang zur Bahnbrücke, wird das höchste Gebäude des Stadtzentrums mit 15 Geschossen errichtet. Dieser Hochpunkt bietet Platz für Büros, ein Hotel und Wohnen in den oberen Stockwerken. Das Dach dieses 'Turms' ist ein Dachgarten mit weitem Blick über die Nachbarschaft und die umliegende Landschaft.

Die Grüne Achse entlang der Bahn verbindet das Zentrum mit dem Wustrower Park, den Sport- und Spielanlagen und der Malchower Aue weiter im Norden. Im Bereich des Neuen Zentrums wird der grüne Freiraum aufgeweitet. Das Grün wird so in den Zentrumsbereich hineingezogen und ist als kleiner Park dem KUBIZ vorgelagert, und bietet auch noch Raum für zwei Sportplätze und einen Naturspielplatz (Abenteuerspielplatz).

Urbanes Zentrum mit menschlichem Maßstab
Im Gebiet des Urbanen Zentrums wird der Maßstab reduziert und die Monotonie und modernistische Funktionstrennung der Groß-Siedlung durchbrochen. Die vorgeschlagene Bebauung stellt hinsichtlich der Gebäudetypen, der dichten Anordnung und der Abmessung der Freiräume eine Ergänzung zur umgebenden Siedlung dar. Die kleinteilige Anordnung der Bauvolumen kombiniert unterschiedliche Gebäudetypen und -höhen und schafft so abwechslungsreiche Raumsequenzen, die in ein Netzwerk von kompakten öffentlichen Räumen eingebettet sind.
Mit entsprechender Programmierung bilden lebendige Erdgeschosszonen den Rahmen für diese Räume.


 

 

Die Höhenentwicklung der Gebäude mit 5-8 Geschossen entspricht der kleinteiligen Bebauung - zusätzlich wird ein Akzent an der Brücke vorgeschlagen, der eine Höhe von knapp 50m erreicht. Der variabele Zuschnitt der Baufelder ermöglicht unterschiedlichen Akteuren der Stadtentwicklung die Teilhabe an der Entwicklung des Gebietes. (z.B. institutionelle Entwickler, Genossenschaften, Baugruppen etc.)

Die Falkenburger Chaussee wird zu einer Stadt-Allee. Die ab der Kreuzung Wustrowerstr. ansteigende Böschung wird durch einen strassenbegleitenden Sockel ersetzt, der separate und breitere Fuß- und Radwege ermöglicht und durch die Bebauung neue Adressen und Funktionen entlang der Straße anbietet. Die Bebauung vermittelt den Niveauunterschied zwischen der Chaussee und den Wohnquartieren. Sie ist auf beiden Ebenen zugänglich, teilweise sind auch Parkgaragen (Auto, Fahrrad) im Sockel integriert. Damit wird das Übermaß des Straßenprofils auf einen quartiersverträglichen Maßstab reduziert.

Zusätzliche Querungsmöglichkeiten für Fußgänger machen die Chaussee als Bestandteil des nutzbaren Straßenraums im Quartier erlebbar (zu diesem Zweck werden die Wasserdruckleitungen verlegt). Im Bereich des Bahnhofs wird ein aufgeweiteter, geräumiger Zugangsbereich an der Strasse geschaffen, und von dort die Allee nach Norden weitergeführt. Damit kann die Barrierewirkung der Bahntrasse überwunden werden. Durch neue Baumpflanzungen erhält die Chaussee einen grüneren, städtischen Charakter.

Neue Mobilität (Mobilitätskonzept)
Langfristig wird eine Umkehrung der 'Mobilitätspyramide' angestrebt (also Vorrang für Fußgänger, dann Fahrräder, dann ÖV und Sharing-Angebote, dann erst MIV) - das Auto als 'Gast 'im Verkehrsraum. Dementsprechend werden, falls möglich, Durchgangsstraßen minimiert und ein Großteil der Verkehrsflächen als 'shared-space' gestaltet. Flächen für Fußgänger und Radfahrer werden großzügig bemessen (auch Fahrradgaragen in Wohngebäuden etc.) und die Laufrouten durchgängig an die vorhandene Wegestruktur angeschlossen.


 

Um Durchgangsverkehr und Parksuchverkehr zu minimieren wird das Mobilitätshub sehr zentral am Eingang des Gebietes an der Wustrowerstr. angeordnet. Dadurch wird ein großer Anteil des Zielverkehrs quasi 'eingesaugt', während die übrigen Verkehrsräume lediglich durch Hol-Bring- bzw. Lieferverkehr beansprucht werden.

Um den S-Bahnhof als Knotenpunkt aufzuwerten, wird die Erreichbarkeit mit breiteren Wegen verbessert, und im Bereich des Bahnhofs selbst durch Überdachung und Service-Angebote eine bessere Aufenthaltsqualität geschaffen.
Nördlich des Bahnhofs soll eine neue Fußgängerbrücke über die Bahn die Verbindung der Ortsteile entscheidend verbessern, z.B. für Schüler, und die Barrierewirkung der Bahn vermindern.

Gesunde städtische Umgebung
Das Zentrum wird ein attraktives grünes Erscheinungsbild haben und die Atmosphäre eines von Grün umgebenen urbanen Zentrums atmen. Das Netzwerk der Grünflächen im öffentlichen Raum, in den Höfen und auf den Dächern verstärken sich gegenseitig und sorgen dafür, dass sich das Zentrum überall grün anfühlt.

Nach ökologischem Wert wird eine optimale Mischung aus Baumarten und weiterer Bepflanzung (Bodendecker, Sträucher, Bäume) ermittelt. Fassaden können dort, wo es möglich ist, begrünt werden, z.B. die Fassaden des HUB. Das Grün im Gemeindezentrum bildet ein urbanes Biotop, das sich über den öffentlichen Raum und die Dächer erstreckt und Teil des ökologischen Konzepts des Quartiers ist – natur-inklusiv Bauen.

Das Neue Zentrum soll nach klima-adaptiven Kriterien erbaut werden.
Sommerliche Überhitzung und 'heat islands' werden durch vielerlei Massnahmen eingedämmt, z.B. Verdunstungskühle durch viele Grün- und Wasserflächen, Wasserplatz mit Brunnen und Fontänen und Gründächer. Das Gebiet wird 'schattenreich' gestaltet, z.B. durch eine dichte Anordnung der Bebauung (Morphologie) sowie durch Baumreihen an Strassen und Plätze. Darüberhinaus wird der Anteil versiegelter Oberflächen nach Möglichkeit reduziert.

 

Die aktiv genutzte Dachlandschaft liefert einen kollektiven Mehrwert für das Gebiet. Die Bebauung soll nach Möglichkeit komplett in Holzbauweise oder hybriden Konstruktionen errichtet werden, und damit ein weiteres Pilotprojekt für zirkuläre, nachhaltige Stadtentwicklung sein.

Das Neue Urbane Zentrum wird als Nachbarschaft entworfen, die zur Bewegung einlädt. Die kurzen Wege sind für Radfahrer und Fußgänger konzipiert, die Wohnquartiere sind gut vernetzt mit den nahegelegenen Flächen für Sport und Spiel im grünen Eisenbahnpark.
Der vorgestellte Entwurf konzipiert die Entwicklung in Streifen parallel zur Falkenberger Chaussee, wodurch eine sehr flexible Einteilung in Bauphasen möglich ist.

Städtebaulicher Realisierungswettbewerb, 2. Runde, Ankauf
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin
team BURA: Marco Broekman, Bart Claassen
morePlatz: Johannes Schele, Caro Baumann
concept, model and foto © BURA, morePlatz 2021

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